Matcha-Blends verstehen: Komposition, Kontinuität und Charakter

Was bedeutet eigentlich „Blend“ beim Matcha?
Wenn Du Matcha trinkst, begegnest Du oft dem Begriff „Blend“. Doch was steckt dahinter? Ganz einfach gesagt: Ein Blend ist eine sorgfältig abgestimmte Mischung aus Matcha-Pulvern unterschiedlicher Teepflanzenvarietäten. Ziel ist es, entweder einen konstanten Geschmack über Jahre hinweg zu sichern oder eine ganz neue geschmackliche Identität zu erschaffen.

Warum überhaupt mischen?
Wie Wein, Olivenöl oder Kaffee ist auch Matcha ein Naturprodukt – und damit vom Klima geprägt. War das Frühjahr sonnig und trocken, entwickeln sich die Teeblätter anders als in einem kühlen, regnerischen Jahr. Selbst wenn der Teebauer jedes Jahr die exakt gleiche Pflanzensorte anbaut und nach gleichem Verfahren verarbeitet, wird das Ergebnis geschmacklich nie völlig identisch sein.

Ein Matcha aus 100 % Asatsuyu kann 2023 weich und floral schmecken – und 2024 kräftig und herber, obwohl die Pflanze dieselbe ist.

Für viele Teeliebhaber ist genau das reizvoll. Doch wer sich in eine bestimmte Geschmacksnuance verliebt hat, möchte sie wiederfinden. Und genau hier beginnt die Kunst des Blending.

Die unsichtbare Arbeit der Teemeister
Ein hochwertiger Blend entsteht nicht zufällig. Teemeister – oft mit jahrzehntelanger Erfahrung – verkosten hunderte Tees und komponieren daraus eine Mischung, die nicht nur ausgewogen ist, sondern auch Jahr für Jahr gleich schmeckt. Dafür wird der Anteil einzelner Varietäten je nach Ernte angepasst. Mal etwas mehr Yabukita, mal ein Hauch weniger Okumidori. Manchmal fließt auch Matcha aus unterschiedlichen Anbauhöhen oder Regionen ein.

Ein Blend ist also kein Kompromiss – sondern eine bewusste Entscheidung für Konsistenz und Präzision. Ähnlich wie ein Parfümeur einen bestimmten Duft kreiert, komponiert ein Teemeister einen „Signature Matcha“.

Tradition trifft Gegenwart: Matcha als sensorisches Handwerk
In Japan gibt es dafür sogar eigene Wettbewerbe. Beim Chakabuki, einem traditionellen Tee-Degustationsspiel, gilt es, verschiedene Tees blind zu erkennen und korrekt zuzuordnen. Auch das Blending selbst ist Teil dieser Prüfungen und erfordert höchste Konzentration, sensorisches Feingefühl und tiefes Wissen um die Charakteristik jeder Pflanzensorte.

Die Teemeister bei den großen Matcha- und Tee-Marken sind wahre Komponisten – oft ausgezeichnet mit landesweiten Preisen. Ihre Blends entstehen mit Respekt für Tradition, aber auch mit dem Anspruch, zeitgemäßen Geschmack zu treffen.

Beispielhafte Blends – Vielfalt in Balance
Nehmen wir den Bio Matcha Silk Basic und Bio Matcha Silk Balance von Teelirium. Beide bestehen aus denselben Teepflanzenvarietäten – etwa Asatsuyu, Yabukita, Okumidori oder Kanayamidori – und doch schmecken sie völlig unterschiedlich. Warum? Die Antwort liegt in den Proportionen. Mehr Asatsuyu bringt fruchtige Süße, mehr Okuyutaka Tiefe und Fülle.

Blends erlauben es auch, gezielt neue Geschmacksbilder zu erschaffen: von sanft und cremig bis umami-intensiv oder lebendig-herb. So entstehen Matchas, die sowohl pur als auch als Matcha Latte überzeugen – je nach Vorliebe.

Blend oder Single Origin – was passt besser zu Dir?
Es gibt kein richtig oder falsch. Ein „Single Origin Matcha“ – also Matcha aus nur einer Züchtung – kann faszinierend puristisch sein, manchmal überraschend, manchmal fordernd. Blends dagegen bieten oft eine stabile, harmonische Erfahrung. Wer Kontinuität schätzt, ist mit einem Blend gut beraten. Wer neugierig auf Nuancen ist, wird bei sortenreinen Matchas fündig.

Beides hat seinen Platz – genau wie unterschiedliche Weine, Kaffeeröstungen oder Schokoladen. Entscheidend ist, dass Du Deinen Matcha findest – einen, der Dich in Deiner Morgenroutine begleitet oder in ruhigen Momenten zur Entschleunigung einlädt.

Ein Fazit mit Haltung
Matcha-Blends sind mehr als praktische Mischungen. Sie sind Ausdruck von Handwerk, Erfahrung und einem tiefen Verständnis der Natur. Sie verbinden jahrhundertealte Tee-Kultur mit den Ansprüchen moderner Genussmenschen.

In einer Welt, die oft nach dem Einen, dem Besten, dem Superlativ sucht, erinnern uns Blends daran, dass Vielfalt, Balance und Kontinuität ebenso wertvoll sind wie Reinheit und Einzigartigkeit.

Ob Blend oder Single Origin – Matcha ist immer eine Einladung zur Aufmerksamkeit. Und vielleicht liegt darin sein größtes Potenzial.

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